Und HEROSE liefert seit über einem Jahrzehnt die Sicherheitsventile für die Druckkammer-Produktion dazu.
Druckkammerzentrum Karlsruhe: Wo sich normalerweise nur Patienten unter Hochdruck behandeln lassen, war letztens der Tauchclub Speyer zu Gast, um das Phänomen Tiefenrausch zu erleben. Harald Barthel, Bediener der Druckkammern bei HBO2 in Karlsruhe: „Ich habe die Kammer unter den Maximaldruck von 5,0 bar gesetzt, was einer Tauchtiefe von 50 Metern entspricht.“ Und was dann passierte, schildert er so: „Die Taucher – alles Anfänger – sind völlig ausgerastet und haben sich benommen, als wären sie volltrunken.“ Als das Team sich das Experiment nachher auf Video anschaute, war die Reaktion bemerkenswert. Barthel: „Den Teilnehmern blieb das anfängliche Lachen ganz schnell im Halse stecken. Von denen nimmt das Tauchen keiner mehr auf die leichte Schulter. Jeder Einzelne konnte sich davon überzeugen, wie lebensgefährlich ein Tiefenrausch sein kann.“
Dieser bemerkenswerte Nachmittag in der Druckkammer „STARMED 2200“, die mit Sicherheitsventilen von HEROSE arbeitet, war nur eine Ausnahme. Normalerweise behandelt das Druckkammerzentrum Karlsruhe Patienten mit der sogenannten Hyperbaren Sauerstofftherapie (HBO). Das ist eine Behandlungsform, bei der Patienten unter Überdruckbedingungen medizinisch reinen Sauerstoff einatmen. Um einen therapeutischen Effekt zu erzielen, wird der Druck auf das 1,5- bis 2,3-Fache des Normaldrucks erhöht. Dann wird über eine Atemmaske das „Medikament Sauerstoff“ geatmet. Der eingeatmete Sauerstoff wird über die Lunge an das Blut weitergegeben. Durch den erhöhten Druck in der Kammer wird erheblich mehr Sauerstoff physikalisch in der Blutflüssigkeit gelöst. Somit können auch Körperbereiche, die wegen ihrer Lage oder wegen Vorschädigungen schlecht versorgt werden, in ausreichendem Maße Sauerstoff erhalten. Biologische Prozesse werden in Gang gesetzt, die ohne Sauerstoff nicht ablaufen würden. Die HBO-Therapie hilft Patienten u. a. bei Hörsturz bzw. Tinnitus, bei Knochenmarködemen, Bestrahlungsschäden, schlecht heilenden Wunden und beim sogenannten diabetischen Fuß, der zu zwei Dritteln für Fußamputationen verantwortlich ist.
Hersteller der Druckkammer „STARMED 2200“ ist die Firma HAUX mit Standort in Karlsbad, das etwa 20 Kilometer östlich von Karlsruhe liegt. Gegründet wurde sie 1980 von Gerhard Haux, der bis dahin für Dräger in Lübeck tätig gewesen war und dort den Bereich Tauchtechnik aufgebaut hatte. Sein Sohn Jochen Haux, der das Unternehmen jetzt mit seinem Bruder Torsten leitet: „Vor gut 32 Jahren hat sich mein Vater dann selbstständig gemacht.“ Die Exponate des kleinen Museums in dem Karlsbader Verwaltungsbau von HAUX zeigen bis heute, wo die Neigung des Seniors lag: bei der Taucherei. Und so begann mit der „HAUX-LIFE-SUPPORT GmbH“ eine Erfolgsstory ohnegleichen. Jochen Haux: „Heute sind wir mit unseren rund 130 Mitarbeitern in drei Bereichen tätig: unter Wasser, in der Medizin und im Tiefund Tunnelbau.“
Das Hauptgeschäft ist heute zu etwa 60 % die medizintechnische Druckkammer – ein Feld, auf dem sich HAUX zum Weltmarktführer entwickelt hat. Die Referenzliste ist lang, für ein Krankenhaus in Lille (Frankreich) baute man zum Beispiel das größte Druckkammersystem der Welt mit drei Behandlungskammern, die jeweils im Intensivbereich eingesetzt werden können.
Stark vertreten ist HAUX nach wie vor im Bereich Tauchen. Von Dekompressionskammern über Tauchsimulatoren bis hin zu ganzen Tieftauchanlagen reicht die Angebotspalette. Jochen Haux: „Besondere Herausforderungen stellen die Tieftauchanlagen. Das muss man sich wie Raumfahrt unter Wasser vorstellen. Die Taucher arbeiten nicht nur auf bis zu 300 Metern Tiefe, zum Beispiel bei Pipeline-Reparaturen, sie verbringen auch ihre Freizeit in einem direkt angedockten Wohnkammersystem. Und das bis zu sechs Wochen lang.“ Bei 30 bar Druck da unten ist es eben nicht möglich, nach der Arbeit mal schnell nach Hause zu fahren… Die Anlagen sind so ausgerüstet, dass dort sogar Notoperationen vorgenommen werden können.
Auch an die deutsche Marine hat HAUX schon geliefert: einen Tauchsimulator nach Kiel, wo die angehenden Taucher ihren schweren Job lernen. Bleibt der dritte Bereich: der Tief- und Tunnelbau, wo HAUX immer dann zum Zuge kommt, wenn es z. B. darum geht, unterirdische Baustellenabschnitte unter Überdruck zu setzen.
Im Jahr produziert HAUX 40 bis 50 Druckkammern. Neben dem Hauptsitz in Karlsbad verfügt das Unternehmen über einen zweiten Standort in Cuxhaven, wo der Behälterbau-Apparatebau angesiedelt ist. In Karlsbad werden die Druckkammern komplett aufgebaut, umfassend getestet, wieder abgebaut und beim Kunden schließlich komplett montiert. Jochen Haux: „Dafür haben wir ein Grundwartungsteam von bis zu zehn Mitarbeitern.“ Auch nach der Ablieferung bleibt HAUX im Spiel. Alle Kammern werden in ihrem Lebenslauf begleitet, teilweise mit Fernwartung.
Die Brüder Haux wären keine Ingenieure, wenn sie nicht permanent Lust auf neue Herausforderungen hätten: Vor eine solche stellt sie zurzeit ein namhafter deutscher Automobilhersteller. Jochen Haux: „Für diesen Kunden bauen wir gerade eine Berstkammer, die er für seine Brennstoffzellen-Tests benötigt.“ Zweites Beispiel: Das DLR, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, hat bei HAUX ein Unterdrucklabor in Auftrag gegeben, mit dem eine Marsmission simuliert werden kann. Alle Produkte von HAUX sind natürlich in höchstem Maße sicherheitsrelevant. Entsprechend sorgfältig werden die Zulieferer ausgesucht. Im Bereich der Sicherheitsventile ist HEROSE seit mehr als zehn Jahren erste Wahl. Jochen Haux: „Diese Ventile sind ja so etwas wie eine Lebensversicherung für die Menschen, die sich in den Druckkammern aufhalten. Da können wir keine Kompromisse eingehen. Bei HEROSE wissen wir, dass wir uns auf die Qualität verlassen können.“ Markus Kühn von der HEROSE-Gebietsvertretung Ludwig Sulzer in Freiburg besucht HAUX regelmäßig. „Der Kunde bestellt bei uns Sicherheitsventile vom Typ 06216/06217 und 06380, die dann in die Druckkammern eingebaut werden.“
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